Mit dem am 17.11.2020 erfolgten Lockdown im Bildungsbereich wurden Unterricht und Lernen wieder ins häusliche Umfeld verlagert. Für die Eltern bringt dies, wie schon im Frühling, enorme Probleme und Zusatzbelastungen mit sich. Wie kann die optimale Betreuung der Kinder sichergestellt und gleichzeitig der eigenen Arbeit nachgegangen werden?

Wer kann, arbeitet im Homeoffice. Doch hier gilt es nun, neben der eigenen Arbeit, den Kindern Aufgaben zu erklären, Unklarheiten zu beseitigen und sie immer wieder zum Lernen und Arbeiten zu motivieren, was oft von langwierigen Diskussionen begleitet ist. Je jünger die Kinder sind, desto mehr Unterstützung benötigen sie.

Müssen mehrere Kinder zu Hause betreut werden, stören sich diese oft gegenseitig, da vielen Kindern kein eigener Raum zum Arbeiten zur Verfügung steht. Manche müssen Aufgaben laut lesen, um sie besser zu verstehen und bei Videokonferenzen wird grundsätzlich deutlich lauter gesprochen als üblich. „Durch zusätzliche Störfaktoren in dieser schon angespannten Grundsituation ist das Aggressionspotential oft enorm erhöht“, weiß Damir Saračević, der neben 5 Kindern im Homeoffice arbeitet, aus eigener Erfahrung. Da genügt dann oft ein Seufzen, Rascheln oder Sesselquietschen, um das Geschwisterkind in Rage zu bringen. Eltern sind hier oftmals als Mediatoren und Konfliktmanager gefordert.

Betreuende Eltern müssen also wiederholt ihre eigene Arbeit unterbrechen und sind zudem oft mit einem erhöhten Lärmpegel konfrontiert, was selbst bei Erwachsenen zu Verärgerung und Unkonzentriertheit führt. Konflikte sind vorprogrammiert und die Eltern-Kind-Beziehung ist massiv belastet.

Wo möglich, wird die Arbeitszeit, in die frühen Morgenstunden bzw. in die Nacht verlegt, um die durchgehende Betreuung der Kinder und den Fortschritt der eigenen Arbeitsaufträge sicherzustellen. Schlafmangel, Übermüdung und Gereiztheit sind die logischen Folgen.

Hinzu kommt die zusätzliche anfallende Arbeit im Haushalt. Plötzlich muss mittags eine Mahlzeit zubereitet werden, die zuvor auswärts eingenommen werden konnte. Dies bedeutet mehr Arbeit in der Küche, mehr Zeit für den Einkauf und die Planung der Verpflegung. Die verlängerte Aufenthaltsdauer im Zuhause bringt auch mehr Unordnung und Schmutz, folglich muss deutlich öfter geputzt werden.

Wer seiner Arbeit außer Haus nachgehen muss, ist ebenso gefordert, denn hier gilt es nach einem langen anstrengenden Arbeitstag all das aufzuarbeiten, was die Kinder alleine oder in der schulischen Betreuung nicht geschafft haben. Denn der Religionslehrer kann hier beispielsweise nicht wirklich bei den Mathematikübungen weiterhelfen.

Und zu allem Überfluss verbietet die gegenwärtige Ausgangssperre den für Eltern wie Kinder gleichermaßen nötigen Tapetenwechsel, den Ausgleich durch Begegnung mit Freunden und Bekannten, die dringend notwendige Pause vom alltäglichen Wahnsinn.

Von den psychischen Belastungen durch Kurzarbeit oder gar Arbeitsverlust und der Tatsache, mit weniger Geld auskommen, die zusätzlichen Ausgaben für Heizung, Strom, Internet… aber trotzdem stemmen zu müssen ganz zu schweigen.

Wer sich dann doch dazu entschließt, sein Kind in die Betreuung bzw. in den Kindergarten zu schicken, dem schlägt oft Unverständnis, ja fast Verachtung entgegen.

Nun sind Eltern weder Lehrer noch Pädagogen und schon gar keine Übermenschen. All diese zusätzlichen Anforderungen, die das Homeschooling mit sich bringt sind unglaublich anstrengend und führen zu Übermüdung, Überforderung und Frustration – chronischem Stress. Was dieser anrichtet und welche Folgen zu erwarten sind, wurde schon eingehend von Fachleuten erläutert.

Der Landesverband der Elternvereine öffentlicher Pflichtschulen OÖ fordert daher im Interesse aller Eltern die Zusicherung, dass das Homeschooling spätestens mit 6. Dezember 2020 beendet und auch künftig nicht mehr in Betracht gezogen wird!

Helmut Hodanek

Präsident

Manfred Schmidt

Kassier

Daniela Schwabegger

Schriftführerin

Damir Saračević

Beirat für interkulturelle  Angelegenheiten

Annemarie Dullinger

Schriftführerin-Stv.